Wellipedia
Zieht ein Wellensittich bei Ihnen ein, dann sollte er in jedem Fall einem auf Vögel spezialisierten Tierarzt zu einer Eingangsuntersuchung, manchmal auch Eingangscheck oder Gesundheitscheck genannt, vorgestellt werden. Und falls Sie schon einen oder mehrere andere Wellensittiche haben sollten, dann ist es zusätzlich noch wichtig, dass Sie den Neuzugang von Ihrem Bestand zunächst getrennt - in Quarantäne - unterbringen.
Dabei spielt es keine Rolle, woher dieser Wellensittich stammt und ob er dem äußeren Anschein nach gesund aussieht. Wie viele andere Beutetiere, so versuchen auch Wellensittiche immer, Krankheiten, Unwohlsein und Verletzungen so lange wie möglich zu verbergen um nicht aufzufallen und als mögliches, leichtes Opfer angesehen zu werden. Das gilt auch und gerade dann, wenn sie sich in einer ungewohnten Umgebung oder Situation befinden.
Hinzu kommt, dass ein Ortswechsel wie der Einzug in ein neues Zuhause für den kleinen Vogel großen Stress bedeutet, der sein Immunsystem schwächen kann. Das wiederum kann dazu führen, dass Krankheiten, die der Vogel schon länger in sich trägt, nun zum Ausbruch kommen.
Während der Quarantäne setzen Sie den neuen Wellensittich in eine separate Voliere wie beispielsweise eine Krankenvoliere, die im Idealfall auch in einem anderen Raum steht. Sonst besteht beim Freiflug Ihrer alteingesessenen Vögel die Gefahr, dass sie durch das Volierengitter Kontakt mit dem neuen Vogel aufnehmen und so Krankheitserreger übertragen werden.
Die übliche Quarantänezeit beträgt ein bis zwei Wochen und sollte nur in Abstimmung mit dem vogelkundigen Tierarzt aufgehoben werden.
Falls Ihr neuer Mitbewohner einen kranken, schlappen oder verletzten Eindruck macht, sollten Sie ihn möglichst schnell zur Untersuchung zu einem auf Vögel spezialisierten Tierarzt bringen. Macht er hingegen eine gesunden Eindruck, dann ist es sinnvoll, den Tierarztbesuch auf etwa drei bis vier Tage nach dem Einzug zu legen, da die meisten Krankheiten einige Tage brauchen, bis sie ausbrechen.
Für den Transport zum Tierarzt gibt es im Fachhandel spezielle Transportboxen, so dass ein Vogel sicher befördert werden kann. Auf den Boden der Transportbox sollte Frischhaltefolie (kein Küchenpapier) ausgelegt werden, damit der Tierarzt gleich noch eine frische Kotprobe untersuchen kann.
Zu einer Eingangsuntersuchung gehören üblicherweise diese Punkte:
Dabei wird der Allgemeinzustand des Vogels betrachtet, sowie nach äußeren Parasiten und Verletzungen gesucht. Geprüft werden
Bei beiden Untersuchungsarten werden Proben des Kropfinhalts auf Bakterien, Pilze und Parasiten untersucht. Beim Kropfabstrich nimmt der Tierarzt mit Hilfe eines Wattestäbchens einen Abstrich aus dem Kropf, während bei einer Kropfspülung der Kropfinhalt mit Hilfe einer Sonde mit einer Salzwasserlösung gespült und ein Teil davon wieder eingesaugt und dann untersucht wird. Diese Probe wird unter dem Mikroskop auf Bakterien, Pilze und Parasiten untersucht.
Dafür wird der frische Kot und eventuell auch eine Sammelkotprobe (einzelne Kotproben, die über mindestens 24 Stunden hinweg gesammelt wurden) ebenfalls unter dem Mikroskop auf Bakterien, Pilze und Parasiten untersucht.
Werden bei den Untersuchungen Krankheitserreger oder andere Auffälligkeiten gefunden, können zusätzliche Untersuchungen notwendig werden, die über die Gesundheitsprüfung hinausgehen.
Die Kosten für einen Eingangscheck lassen sich pauschal nicht angeben. Für deutsche Tierärzte gilt eine Gebührenordnung, die dem Tierarzt einen gewissen Spielraum lässt. Auch beeinflusst es die Kosten, ob ein Tierarzt die Ausrüstung hat, um weiterführende Untersuchungen der Abstriche selbst durchzuführen, oder ob er dazu ein externes Labor beauftragen muss. Meist liegen die Kosten für einen solchen Check-up bei 20 – 50 Euro aber am besten erfragen Sie die Kosten telefonisch vorab bei Ihrem vogelkundigen Tierarzt.
Eine Gesundheitsprüfung hat also zwar ihren Preis, doch sollten Sie sie in jedem Fall durchführen lassen. Denn auch wenn eine Eingangsuntersuchung mit einem negativen Befund ist keine 100% Garantie für einen gesunden Vogel ist, so mindert sie doch das Risiko eines unvorhersehbaren Krankheitsausbruchs und die dann vielleicht erforderliche Behandlung des ganzen Schwarms erheblich.
Leider sehen wir uns als Wellensittichhalter der Problematik von Erkrankungen gegenüber, die viele kontroverse Diskussionen unter uns, aber auch unter vogelkundigen Tierärzten und Fachleuten auslösen. Diese Erkrankungen betreffen vor allem durch Pilze und Viren ausgelöste schwerwiegende Krankheiten, die u. U. zu maßgeblichen Beeinträchtigungen und dem Tod führen können.
Exemplarisch ist hier die Macrorhabdiose anzuführen – umgangssprachlich auch "Megas" genannt. Unglücklicherweise kommen immer mehr Tiere damit in Berührung und werden zu stillen Überträgern. Da sich ein geringer Befall nicht immer über Abstriche nachweisen lässt, bringt hier eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion) Gewissheit. Diese kostenintensive Untersuchung sollte in besonderen Fällen ins Auge gefasst werden, z. B. wenn man alte, chronisch kranke oder häufig schwächelnde Tiere im eigenen Schwarm hat.
Ebenso stellt sich häufig die Frage, ob man Wellensittiche auf Chlamydophila psittaci (Clamydien, welche die sogenannte Papageienkrankheit, Ornithose auslösen können) untersuchen lassen sollte. Diese Erreger sind auf den Menschen übertragbar und die daraus resultierende Krankheit kann bis zum Tod führen.
In 2012 fiel die bis dahin bestehende Psittacose-Verordnung. Dies deutet darauf hin, dass in Deutschland kein erhöhtes Risiko der Verbreitung besteht. Selbstverständlich kann es auch weiterhin zu Fällen kommen, eine Tatsache, die wir in unserem Alltag durchaus noch erleben.
Doch grundsätzlich besteht kein Grund zur Sorge und einer vorsorglichen Untersuchung eines Neuzugangs. Sollte sich Ihr Tier mit dem Erreger infiziert haben, so bemerken Sie dies meist an den typischen Krankheitsanzeichen und geröteten Augen. Sprechen Sie in diesem Fall ihren vogelkundigen Tierarzt auf die Psittacose an und vertrauen Sie auf dessen Einschätzung.