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Ernährung ist die Grundlage der Gesundheit – dies gilt für jedes Lebewesen und somit auch für unsere Wellensittiche. Ganz besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Körnerfutter. Dies ist die Basis der Wellensittichernährung und somit der Vogelgesundheit. Achten Sie daher unbedingt auf gute Qualität und überprüfen Sie diese selbst. Bekannte Markennamen und ein hoher Preis sind kein Garant für gute Qualität.
1. Werfen Sie einen Blick auf die Inhaltsstoffe. Hier sollten ausschließlich Saaten aufgeführt sein. Eine gute Futtermischung besteht aus verschiedenen Hirsesorten, Kanariensaat (auch Glanz- oder Spitzsaat genannt) sowie unbedingt Grassamen.
Werfen Sie mal einen Blick auf folgende Liste:
Getreide 93%, Saaten 3,5%, Mineralstoffe, Gemüse (Karotten, getrocknet 1%), Eukalyptusblätter geschnitten 0,2%, Öle und Fette, (Lebertran 0,05%), Pflanzliche Nebenerzeugnisse, Honig 0,02%, Hefen (Beta Glucane 0,01%)
Diese Liste sagt nahezu nichts über die enthaltenen Saaten aus – und was sie aussagt, verheißt leider nichts Gutes. Getreide sollte nicht der Hauptbestandteil der Ernährung eines Wellensittichs sein.
Öle und Fette sind auch für den Wellensittich wichtig. Doch benötigt er sie in weitaus geringerer Menge als wir Menschen und eine zusätzliche Gabe von Lebertran ist absolut unnötig und kann sogar zu Problemen führen. Über eine gute Körnermischung erhält ihr Vogel ausreichend Öle.
Öle werden auch gern eingesetzt, damit das Futter schön glänzt. Achten Sie demnach auch auf die Optik. Denn solche Öle werden oft nicht aufgeführt und sind von minderwertigster Qualität.
Pflanzliche Nebenerzeugnisse sind Füllstoffe, die häufig als Produktionsabfall anfallen und das Futter günstig in der Herstellung halten. Abcycling ist eine gute Sache, doch bitte nicht auf diese Art in unserem Wellensittichfutter. Weitere Nebenerzeugnisse können sein: Bäckereierzeugnisse und Molkereiprodukte. In Ersterem können Salze, Gewürze und Hefen enthalten sein, die gesundheitsschädlich sein können. In Zweiterem ist Milchzucker enthalten. Diesen können Wellensittiche jedoch nicht verdauen, da ihnen das zuständige Enzym fehlt. Milchprodukte können daher, bis auf wenige Ausnahmen, sogar zu Durchfall führen und gehören nicht in eine Futtermischung.
Zucker und Süßungsmittel jeglicher Art dienen dem Geschmack und sind gesundheitsschädlich für den Wellensittich. In dieser Auflistung ist der Honig nur in Kleinstmengen vertreten, gehört aber trotzdem nicht ins Wellensittichfutter. Die Gefahr besteht, dass dadurch ein Ausbruch der umgangssprachlich als Megabakterieninfektion bekannten Erkrankung (Macrorhabdiose) begünstigt wird.
Hefen dienen ebenfalls der Geschmacksverstärkung und sind genauso unnötig wie gesundheitsschädlich. Auch hier gilt, dass das Verdauungsmilieu des Tieres verändert werden kann und krankmachende Bakterien und Pilze einen Nährboden für ihr eigenes Wachstum finden.
Gegen das getrocknete Gemüse ist nichts einzuwenden, doch ist es auch nicht notwendig.
Gern werden bunte Kügelchen als angebliche Vitaminlieferanten beigemischt. Das menschliche Auge mag sowas, das Welliauge erkennt meistens den wahren Charakter dieser Kugeln und so verbleiben die leeren Energielieferanten glücklicherweise im Napf.
2. Nehmen Sie das Futter optisch in Augenschein
Zu stark glänzendes Futter, welches bereits optisch mit vielen unnötigen Zusätzen versetzt ist, schimmlig ist oder bei welchem die Körner aneinanderkleben, darf nicht verfüttert werden. Sogar Mäusekot oder Larven sind manchmal zu sehen und deuten eindeutig auf schlechtes Futter hin.
3. Riechen Sie am Futter. Riecht es muffig, schimmelig oder anderweitig besorgniserregend werfen Sie es weg oder bringen Sie es dorthin zurück, wo Sie es gekauft haben.
4. Machen Sie eine [Keimprobe]. Nur wenn mehr als 60% der Körner keimen, bietet das Futter den Wellensittichen genug Nährstoffe.
Was sollte enthalten sein?
Eigentlich nicht viel und vor allem Körner. Zur Erinnerung: Eine gute Wellensittichfuttermischung besteht aus einer Mischung von Hirsesorten, Kanariensaat (auch Glanz- oder Spitzsaat genannt) und Grassamen. Achten Sie auch darauf, dass die Zutaten in ihren Mengenverhältnissen angegeben sind. Denn Kanariensaat sollte einen Anteil von 30% keinesfalls überschreiten.
Je höher der Grasanteil, umso "leichter" ist das Futter und damit gut für den Stoffwechsel des Wellensittichs. Gewichtsmäßig sind die Hirsesorte meistens der Hauptbestandteil und das ist auch gut so. Manchmal ist zu hören, dass Hirse dick machen würde. Das ist so nicht richtig. An den sehr beliebten Hirsekolben nagen Wellensittiche besonders gern – es ist gerade für Tiere mit wenig anderen Beschäftigungsmöglichkeiten eine beliebte Freizeitbeschäftigung. In solchen Fällen macht nicht die Hirse dick, sondern die Langeweile.
Eine gute Mischung könnte so aussehen:
20% Kanariensaat
20% Gras (z. B. Knaulgras)
60% diverse Hirsesorten (z. B. La Plata, rote, gelbe oder grüne Hirse, Senegal, Marokko, Japan, Mohairhirse)
Grundsätzlich sollten Wellensittiche nur eine winzige Menge Fett zu sich nehmen. Ihr Stoffwechsel ist auf Kohlenhydrate ausgelegt und wie jedes Lebewesen benötigen sie Eiweiße (Aminosäuren). Aufgrund des geringen Fettanteils der genannten Saaten ist es durchaus möglich, auch Saaten mit etwas höherem Fettanteil in der Futtermischung zu haben. Der Anteil an der Gesamtmenge sollte keinesfalls über 5% liegen und es sollten keine Saaten enthalten sein, deren Fettanteil selbst schon bei mehr als 40% liegt. Hier bieten sich Saaten wie Mariendistel, Fenchel, Nackthafer oder Leinsaat an.
Ölhaltige Saaten (im Fall der Wellensittiche: mehr als 20% Eigenfettanteil) sollten nur verfüttert werden, wenn Ihre Tiere nicht zu Übergewicht neigen und keine Lebererkrankungen vorliegen. Auch bei Fettlipomen lassen Sie besser die Finger von fettreicheren Saaten. So ist es auch absolut unproblematisch, wenn Ihre Futtermischung nur aus den oben aufgeführten Zutaten besteht.
Gute Beimischungen können getrocknete Kräuter und Gemüsestücken sein. So bietet die Beimischung von getrockneten Blüten die Möglichkeit, dass die Tiere Blütenpollen und somit gesunde Aminosäuren aufnehmen, selbst wenn sie die Blüten selbst nicht fressen. Die Pollen heften sich in der Mischung auch an die Körner. Dazu müssen Sie hochwertige Erzeugnisse kaufen. Am besten in der Apotheke.
Es gibt eine Faustregel, die da lautet: Ein Teelöffel Futter pro Wellensittich und Tag.
Wir halten nicht viel von solchen Pauschalangaben. Denn niemand weiß, wie viel Kalorien ein Einzeltier in einem Schwarmverband wirklich zu sich nimmt. Je nach Futtermischung fällt der Energieanteil sehr unterschiedlich aus. Ist viel Gras enthalten, so ist der Kalorienanteil geringer als bei einem hohen Anteil an Kanariensaat. Daher benötigen die Tiere häufiger und mehr Futter bei der Grasmischung. Wellensittiche sollten nicht hungern. Haben sie häufig Hunger, so neigen sie dazu, sich den Kropf vollzuschlagen, sobald es Futter gibt - egal ob sie das Futter gerade brauchen oder nicht. Zu wenig Futter führt auch in krassen Fällen dazu, dass die Tiere das Füttern untereinander einstellen. Dieses Füttern ist jedoch extrem wichtig um soziale Bande zu knüpfen und zu verstärken.
Wir empfehlen: Füttern Sie nicht direkt neben den Sitzstangen, sondern platzieren Sie die Futternäpfe so, dass die Tiere eine gewisse Strecke dorthin überbrücken müssen. Am besten werden die Futterschalen im unteren Bereich der Voliere angebracht oder man praktiziert sogar Bodenfütterung. Wenn Sie keine sehr große Schale verwenden (z. B. bei Bodenfütterung) benutzen Sie lieber kleinere Schälchen (z. B. flache Tonschälchen). Hier sehen Sie genau was gefressen wurde. Befüllen Sie die Näpfe erst wieder neu, wenn diese auch tatsächlich geleert wurden. Achten Sie auf Ihre Tiere – fallen sie sofort über frisch gefüllte Näpfe her? Dann sollten Sie die Futtermenge erhöhen. Sind die Futternäpfe immer noch sehr voll und wirken kaum angerührt, reduzieren Sie die Menge.
Die gefressenen Mengen können auch variieren – wundern Sie sich nicht. Ist es sonnig, die Tage lang und die Tiere aktiv, so ist es normal, wenn auch mal mehr gefressen wird, während an trüben Wintertagen vielleicht viel geschlafen aber wenig gefressen wird.
Da Sie ja nun gutes Körnerfutter selbst erkennen, kaufen Sie dort, wo Sie eine gute Mischung gefunden haben. Am besten ist es ein Laden, indem ein hoher Durchfluss herrscht, so laufen Sie nicht Gefahr Futter zu kaufen, welches bereits lange in den Regalen liegt und überlagert ist (machen Sie eine Keimprobe).
In vielen Läden finden sich neben abgepackten Futtermischungen auch lose angebotene Futtermittel. Hier kann man schon vor dem Kauf sehen, was im Futter enthalten ist und wie es riecht. Das bietet schon einen ersten Anhaltspunkt für die Frische, denn altes Futter riecht leicht muffig. Dieses Futter hat normalerweise keine unnötigen Zusätze und wird auch nicht lange gelagert, da die angebotenen Mengen nicht so groß sind und daher schnell aufgebraucht und wieder frisch nachgefüllt werden. Die offene Lagerung stellt jedoch oft ein Problem dar. Da jeder die Möglichkeit hat das Futter anzufassen, können leicht Keime hineingelangen. Ebenso Lebensmittelschädlinge, wie z. B. Futtermotten.
Eine sehr gute Alternative sind Internetshops. Hier seien besonders die auf Vogelhaltung spezialisierten erwähnt. Erkundigen Sie sich ruhig in Foren und bei anderen Vogelhaltern nach guten Shops. Der Vorteil hierbei ist ein hoher Durchfluss und abgestimmte Futtermischungen. Manchmal sind sogar individuelle Wünsche möglich oder man bekommt Einzelsaaten, mit denen man fertige Mischungen noch verfeinern kann.
Futter selbst zu mischen ist für viele Wellensittichhalter die beste Möglichkeit ihre Lieblinge günstig und gesund zu versorgen. Dies bietet sich vor allem bei großen Schwärmen an. Da man in vielen Futtershops auch Einzelsaaten in Kleinpackungen bekommt, ist es gut möglich auch nur wenige Kilo Futtermischung herzustellen. Ein weiterer Vorteil: Es bleiben keine unbeliebten Körner übrig und man kann auf die Bedürfnisse und Vorlieben der eigenen Tiere eingehen.
Die richtige Lagerung Am besten lagert man das Futter kühl, trocken und lichtgeschützt. Grundsätzlich behalten – bei entsprechender Lagerung - die Körner min. 2 Jahre lang ihre Keimfähigkeit und somit auch im ausreichend Umfang ihre Inhaltsstoffe.
Bei länger gelagertem Futter empfiehlt sich eine Keimprobe.
Die größte Problematik sind Schimmel und Schädlinge. Daher sollten die Behälter zwar gut zu verschließen sein, aber nicht luftdicht. Füllen Sie frischgekauftes Futter nicht sofort um. Sehen Sie sich die gekaufte und noch geschlossene Packung eine Woche nach Erhalt nochmals genau an. So können Sie leichter sehen, ob im neuangeschafften Futter Schädlinge enthalten sind.
Zur Lagerung eignen sich Plastik- oder Edelstahlgefäße, aber auch Papiertüten/säcke. Im Handel gibt es verschließbare Plastikeimer, die besonders bei größeren Mengen Futter sehr gut geeignet sind. Wer das Futter nur wenige Wochen lagert, kann auch gut auf Glasbehältnisse zurückgreifen.
Ganz zum Schluss noch zwei Tipps für Fortgeschrittene:
1. Hanf – er ist in manchen Fertigmischungen enthalten – steht unter Verdacht, die Brutigkeit zu erhöhen. Daher sollte man dies besonders gut im Auge haben.
2. Nackthafer wird von manchen Wellensittichen total geliebt. So beobachten viele Halter, dass einzelne Tiere sich sofort an einem neugefüllten Futternapf machen und sich dort nur die Nackthaferkörner herauspicken. Leider fallen genau diese Tiere dann auch gern negativ auf, wenn es um die Leibesfülle geht. Haben Sie also ein Auge drauf.