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Genauso wichtig wie die Frage nach der Anzahl der Wellensittiche ist die Überlegung zur Zusammensetzung der Gruppe in Bezug auf Geschlecht und Alter der Tiere. Abhängig von der Größe der Wellensittichgruppe können soziale Unausgewogenheiten mehr oder weniger stark zum Tragen kommen. Allgemein gilt, je kleiner die Gruppe, desto mehr Aufmerksamkeit sollten Sie als Halter der Zusammensetzung widmen.
Bei den Wellensittichen sind es in der Regel die männlichen Tiere, die aktiv auf andere Schwarmmitglieder zugehen und zu gemeinschaftlichen Unternehmungen Anstoß geben, während die Weibchen meist eher passiv sind. Dafür geben bei den kleinen Australiern in der Regel die Damen den Ton an und gelten als sehr durchsetzungsstark. Aus diesem Grund gilt eine Zweierhaltung mit zwei weiblichen Vögeln als sehr ungünstig, weil die soziale Interaktion zwischen den beiden Weibchen mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr dürftig sein wird, wenn es nicht gar zu Rivalitäten kommt. Und auch bei kleineren Gruppen von Wellensittichen bis zu sechs Tieren sollten Sie versuchen, entweder für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis oder für einen Überschuss an männlichen Tieren zu sorgen. Gruppen, die nur aus Männchen bestehen, gelten allgemein als unproblematisch, wobei klar sein sollte, dass eine solche Haltung nicht arttypisch ist, da Wellensittiche in der freien Natur immer in gemischten Schwärmen unterwegs sind.
Hinsichtlich des Alters gilt, dass junge Wellensittiche noch extrem verspielt und sehr aktiv und unternehmungslustig sind. Mit diesem Verhalten können sie älteren Vögeln durchaus auf die Nerven gehen. Erst ab einem Alter von etwa einem Jahr gilt ein Wellensittich als erwachsen und wird im Verhalten meist etwas ruhiger und gesetzter. In einem größeren Schwarm wird das kaum eine Rolle spielen, da sich für den neugierigen Jungvogel meist ein älterer Ansprechpartner findet, der gerade Zeit und Lust auf eine gemeinsame Unternehmung hat, aber in einer eher kleinen Gruppe von bis zu vier Vögeln kann ein einzelner junger Neuzugang schon für einigen Wirbel sorgen. Vor allem in einer reinen Zweierhaltung ist es meist besser, wenn Sie Ihrem älteren Wellensittich einen Freund besorgen, der mindestens schon ein Jahr alt und damit erwachsen ist.
Männliche und weibliche Tiere zeigen ein deutlich unterschiedliches Sozialverhalten. Männchen sind meist sehr aktiv um Sozialkontakte bemüht und gehen dazu oft und gerne auf andere Vögel beiderlei Geschlechts zu. Sie pflegen daher recht oft viele Freundschaften, auch wenn sie in einer festen Partnerschaft leben. Die Weibchen hingegen sind deutlich passiver und zurückhaltender. Sie reagieren zwar auf Kontaktversuche anderer Schwarmmitglieder, starten einen solchen aber nur sehr selten von sich aus, außer es handelt sich um ihren Partner.
Bei Wellensittichen ist es üblich, dass die Damen dominanter und damit auch durchsetzungsstärker sind als die Herren. So kommt es durchaus vor, dass sich ein gestandenes Männchen von einem Weibchen relativ widerspruchslos vom Futternapf oder von der Schlafschaukel vertreiben lässt. Was uns Menschen merkwürdig erscheint, ist häufig ein normal geschlechtsspezifisches Verhalten.
Ob und wie sehr eine solche Dominanz zum Tragen kommt, hängt dann aber wieder sehr von den Charakteren der einzelnen Vögel, der Größe des Schwarms und dem Platzangebot der Haltung ab. Solange Sie den Eindruck haben, dass jedes Tier zu seinem Recht kommt, auch wenn es hin und wieder zurückstecken muss, ist alles in Ordnung. Wenn aber ein Vogel gar nicht mehr zur Ruhe kommt und ständig vertrieben wird, sollten Sie unbedingt den Ursachen auf den Grund gehen.
In einigen Fachbüchern oder auch in manchen Forenratgebern steht, dass aufgrund der Dominanz der Weibchen eine Kombination aus zwei oder mehr männlichen und einem weiblilchen Tier, nicht aber aus einem Männchen und zwei oder mehr Weibchen funktioniert. Dem liegt meist die Annahme zugrunde, dass sich das Weibchen einen Partner frei wählt und das "verschmähte" Männchen diese Entscheidung akzeptiert, wohingegen zwei Weibchen um das Männchen kämpfen würden.
Tatsache ist, dass bei den Wellensittichen die Damen für die Bruthöhle zuständig sind und diese gegen eine potenzielle Konkurrentin notfalls sehr aggressiv verteidigen würden. Auch entwickelt sich zwischen zwei ´Weibchen aufgrund ihres oben beschriebenen Sozialverhaltens extrem selten eine feste Partnerschaft, was bei zwei Männchen durchaus vorkommen kann.
Allerdings zeigen die vielen Erfahrungen unserer Halter, dass sich nicht vorhersagen lässt, wie sich eine Konstellation, bei der ein Geschlecht in größerer Anzahl vertreten ist, entwickelt. So kann es vorkommen, dass zwar das Weibchen wählt, aber ein verschmähtes Männchen das nicht akzeptieren will und das Paar permanent stört oder gar angreift. Genauso kann es auch sein, dass ein Männchen gleich mehrere "Affären" am Laufen hat und die Weibchen nichts dagegen haben, sich den Partner zu teilen.
Daher liegt es auch an Ihnen als Halter, durch Beobachtung und Einfühlungsvermögen herauszufinden, welche Konstellation für die Tiere in Ihrem Schwarm wohl die sinnvollste ist.
Das Alter nach Jahren spielt bei Wellensittichen meist keine so große Rolle, wenn sie denn mindestens ein Jahr alt und damit erwachsen sind. Vögel in diesem Alter haben ihre Persönlichkeit entwickelt, kennen ihre körperlichen Fähigkeiten genau und sind mit den Verhaltensweisen im Schwarm vertraut. Als sozial sehr kompetente Wesen wissen sie sehr gut, wie sie sich in eine Gruppe integrieren und miteinander umgehen müssen.
Jungvögel hingegen sind wie kleine Kinder, die neugierig ihre Umwelt entdecken, sich selbst und ihre Kräfte erst richtig einschätzen lernen wollen und auch den richtigen Umgang mit ihren Artgenossen erst noch herausfinden müssen. Demzufolge sind diese Jungtiere meist ziemlich quirlig und aktiv.
Wenn Sie also solch einen Jungspund zu einem einzelnen Altvogel setzen, dann wird sich der Ältere früher oder später genauso fühlen wie ein erwachsener Mensch, dem man ein dreijähriges Kind als Freund vor die Nase setzt: genervt.
Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, wenn Sie für einen älteren Wellensittich einen neuen Partner suchen, beispielsweise weil sein bisheriger Partner verstorben ist, ebenfalls einen erwachsenen Vogel zu holen, der mindestens ein Jahr alt ist.
Auch wenn Sie zwei ältere Vögel haben und auf eine Vierergruppe aufstocken möchten, wird die Schwarmfindungsphase sicherlich entspannter ablaufen, wenn die Neuzugänge keine Jungvögel mehr sind.
Welli-Senioren unterscheiden sich übrigens im Verhalten kaum von jüngeren erwachsenen Wellensittichen. Manche älteren Vögel zeigen ein erhöhtes Ruhebedürfnis, was aber keine allgemein gültige Regel ist, denn auch bei Wellensittichen gibt es "rüstige Rentner", die fit bis ins hohe Alter bleiben.