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Der ein oder andere Wellensittichhalter mag von einer bunt gemischten Voliere mit mehreren Vogelarten träumen, oder er würde sich gerne noch eine weitere hübsche Vogelart mit ins Haus holen. Falls Sie mit ähnlichen Gedanken spielen, ist es ratsam, sich vorab gut über die andere Vogelart und ihre Haltungsansprüche zu informieren und dann zu prüfen, ob sie sich mit Ihren Wellensittichen gut vergesellschaften lassen kann.
Wellensittiche sind von Natur aus sehr sozial und friedfertig und zeigen, außer zur Brutzeit, kein ausgeprägtes Revierverhalten. Von dem Standpunkt aus gesehen wären sie eigentlich für eine Vergesellschaftung mit anderen Vogelarten gut geeignet. Allerdings haben Wellensittiche auch einen sehr quirligen und neugierigen Charakter und neigen zu lautstarkem Gezwitscher, wodurch sie so manch anderer Vogelart ziemlich auf die Nerven gehen können. Aus diesem Grund ist es leider eben doch nicht ganz so einfach, Wellensittiche mit anderen Vogelarten gemeinsam zu halten.
Falls Sie sich zu einer Vergesellschaftung mit einer anderen Vogelart entschließen, dann sollten Sie in jedem Fall einige Regeln beachten:
Nymphensittiche kommen wie Wellensittiche ursprünglich aus Australien, wo die wilden Arten teilweise den Lebensraum teilen. Das bedeutet, sie haben sehr ähnliche Nahrungsgewohnheiten, vertragen die gleichen klimatischen Bedingungen, und manchmal liegen ihre Bruthöhlen sogar in denselben Bäumen. Hinzu kommt, dass Nymphensittiche ebenfalls als sehr sozial und friedfertig gelten. Daher gilt die Vergesellschaftung von Nymphensittichen mit Wellensittichen als relativ problemlos. Allerdings haben Nymphensittiche einen etwas ruhigeren Charakter als die agilen Wellensittiche, so dass bei einer gemeinsamen Haltung auf jeden Fall auf ausreichend Rückzugsmöglichkeiten Wert gelegt werden sollte.
Die Heimat der Bourkesittiche ist ebenfalls Australien, auch wenn ihre Verbreitungsgebiete weiter im Inneren des Kontinents liegen als die der Wellen- und Nymphensittiche. Sie gleichen den Wellensittichen in Größe und Sozialverhalten, sind aber im Gegensatz zu diesen dämmerungsaktiv, also bevorzugt in den Abendstunden, wenn die Wellensittiche bereits schlafen gehen. Ein zweiter großer Unterschied ist, dass sich Bourkesittiche wie auch andere Grassittiche gerne auf dem Boden aufhalten, was vor allem in der Zimmerhaltung immer eine gewisse Gefahr für die Vögel bedeutet. Daher ist es nicht ratsam, beide Arten im gleichen Raum zu halten, weil sie sich sonst gegenseitig in ihrem Schlaf- und Wachrhythmus stören könnten. Da Bourkesittiche aber als sehr friedfertig gelten, ist ein gemeinsamer Freiflug mit Wellensittichen möglich.
Grassittiche sind kleinere Plattschweifsittiche, die aus Australien und Tasmanien stammen. Zu ihnen gehören unter anderem die Arten Schmucksittich, Schönsittich und Glanzsittich. Sie sind etwas größer und schwerer als Wellensittiche und ähneln in ihrem Verhalten den Bourkesittichen, was bedeutet, dass sie dämmerungsaktiv sind und sich häufiger auf dem Boden halten. Daher gilt hier wie auch bei den Bourkesittichen, dass eine gemeinsame Haltung zwar möglich ist, sie aber aufgrund ihrer unterschiedlichen Aktivitätszeiten besser getrennt gehalten werden.
Zu bekannten Vertretern dieser Art gehören zum Beispiel der Rosellasittich, der Pennantsittich und der Stanleysittich. Von einer Vergesellschaftung mit Wellensittichen ist eher abzuraten, da Plattschweifsittiche deutlich größer als Wellensittiche sind und vor allem die Rosellas anderen Arten gegenüber als aggressiv gelten, besonders dann, wenn sie in Brutstimmung sind. Für den kleineren Wellensittich kann ein Konflikt unter Umständen tödlich enden, so dass zum Wohle der kleineren Vögel eine getrennte Haltung empfehlenswert ist.
Die aus Mittel- und Südamerika stammenden Katharinasittiche sind ähnlich groß wie Wellensittiche und gelten als recht friedfertig. Eine gemeinsame Haltung ist meist recht problemlos und harmonisch. Allerdings gelten Katharinasittiche als ruhiger, so dass sie in jedem Fall ausreichend Rückzugsmöglichkeiten haben sollten, wenn die Wellensittiche mal wieder lautstark durch die Gegend toben. Als Halter sollten Sie auch die unterschiedlichen Nahrungsgewohnheiten berücksichtigen, da Katharinasittiche einen hohen Anteil an Frischfutter, also Obst und Gemüse, benötigen.
Unzertrennliche, oder auch Agaporniden, sind afrikanische Sittiche, die etwas größer als Wellensittiche und ein bisschen breiter gebaut sind. Sie leben in monogamen Partnerschaften, haben ein ausgeprägtes Revierverhalten und sehen jedes andere Tier als Gegner bzw. Eindringling an. Daher gelten sie als sehr aggressiv. Mit ihrem kräftigen Schnabel zielen sie besonders auf die ungeschützten Beine ihrer Gegner, und so mancher Wellensittich hat bei so einer Begegnung schon ein Bein verloren oder andere schwerwiegende Wunden davongetragen. Aus diesem Grund sollten Wellensittiche und Unzertrennliche in keinem Fall gemeinsam in einer Voliere oder in einer Voliere gehalten werden und sich auch nicht bei einem gemeinsamen Freiflug begegnen.
Auch wenn Papageien allgemein als friedliche Arten gelten, so ist die Vergesellschaftung von Großpapageien wie Aras, Amazonen, Graupapageien oder Kakadus mit den kleinen Wellensittichen nicht ratsam. Denn das arttypische Verhaltensmuster kann von der jeweils anderen Art nicht richtig entschlüsselt werden, so dass es leicht zu Missverständnissen kommt. Schnabelhiebe oder Fußtritte gehören unter Vögeln zum normalen Sozialverhalten und verlaufen innerhalb der gleichen Art meist ohne schwerere Verletzungen. Wenn es allerdings zu solch gravierenden körperlichen Unterschieden im Größenverhältnis wie bei Papageien und Wellensittichen kommt, können ernsthafte Verletzungen oder gar der Tod die Folge sein. Zum Schutz der Wellensittiche sollten daher die größeren Papageienarten immer getrennt gehalten werden.
Bei einem wirklich großzügigen Platzangebot kann eine gemeinsame Haltung von Wellensittichen und Finken oder Kanarienvögeln unter Umständen funktionieren, allerdings ist sie immer mit Risiken für die Spitzschnäbel verbunden. Durch unterschiedliche Verhaltensweisen der Vogelarten kann es zu teilweise heftigen Verletzungen der Finken oder Kanarienvögel kommen. Unter Wellensittichen ist es zum Beispiel üblich, bei Drohgebärden oder auch im Kampf auf die ungeschützten Füße des Gegners loszugehen. Ist es ein artgleicher Gegner, dann wird er damit rechnen und sich entsprechend vorsehen und verteidigen. Für Finken und Kanarienvögel ist dieses Verhalten allerdings unüblich, so dass sie nicht darauf eingestellt sind. Hinzu kommt, dass ein Wellensittichschnabel eine sehr viel stärkere Waffe ist als der vergleichsweise zierliche Schnabel eines Finks oder Kanarienvogels; selbst wenn sie es wollten, sie könnten die Angriffe eines Wellensittichschnabels nicht angemessen abwehren. Daher kommt es, dass in solchen Mischhaltungen Kanarienvögel oder Finken im ungünstigen Fall starke Verletzungen oder gar den Verlust eines Beins hinnehmen müssen.
Hinzu kommt, dass männliche Kanarienvögel während der Balz- und Brutperiode ein starkes Revierverhalten zeigen, durch das es zu Konflikten mit Wellensittichen kommen kann. Und auch die Tatsache, dass Finken und Kanarienvögel in Nestern brüten, während Wellensittiche Höhlenbrüter sind, kann Anlass für heftige Auseinandersetzungen sein. Schon so mancher schredderbegeisterte Wellensittich hat das liebevoll gestaltete Nest eines Finken- oder Kanarienvogelpärchens als nettes Spielzeug betrachtet und es hingebungsvoll zerpflückt. Dass dieses Verhalten bei den brutwilligen Paaren auf wenig Gegenliebe stößt und zu Streit führt, dürfte wohl nur zu verständlich sein. Aus diesen Gründen sehen wir eine gemeinschaftliche Haltung dieser Arten als kritisch an und raten davon ab.